Wer ein SaaS-Produkt entwickelt – also ein Software-as-a-Service-Produkt –, stellt schnell eines fest: SaaS-Entwicklung ist mehr als Software-Entwicklung. Es geht nicht mehr allein um sauberen, gut funktionierenden Code. Nicht nur darum, dass das Ergebnis technisch funktioniert. Ein erfolgreiches SaaS-Produkt, eine erfolgreiche Web-App braucht mehr.
Zum Beispiel eine Funktionalität, die wirklich auf die Zielgruppe abgestimmt ist. Ein leicht verständliches und intuitives Interface, für die perfekte User Experience. Ein nachhaltiges Business-Model, effektives Projekt-Management, eine durchdachte Brand etc. Kurz: Ein SaaS-Produkt ist mehr als die Summe seiner vielen Teile.
Das kann entmutigen. Aber es gibt ein paar erste Schritte, um in die Entwicklung von digitalen Produkten hineinzufinden.
Schritt 1: Personas
Personas helfen herauszufinden, für wen ein Produkt gedacht ist. Im Normalfall funktioniert die Idee ja nicht für alle. Man überlegt sich dabei zwei bis fünf fiktive Personen, denen das Produkt etwas bringen soll. Was wollen sie? Wie ticken sie? Und: Wie hilft ihnen das Produkt?
Schritt 2: Der Canvas
Der nächste Schritt ist ein Plan. Aber kein voller Businessplan. Ein Business-Model-Canvas reicht vollauf. Das ist ein stark reduzierter Businessplan, der bisher unbedachte Aspekte eines Produkts aufzeigt. Das dauert vielleicht, aber am Ende ist die SaaS-Idee rundum beleuchtet.
Schritt 3: Ideen-Test
Zeit für Feedback. Aber im kleinen Rahmen für’s Erste. Am besten stellt man sich vor, die App existiert bereits, und schreibt eine Presseaussendung dafür. Anstelle sie auszuschicken, gibt man sie aber nur Leuten, deren Meinung man vertraut, und bittet um Feedback. Natürlich wird nicht alles gut sein. Aber das Feedback macht das Produkt besser.
Schritt 4: Prototyp-Bau
Der erste Prototyp landet wahrscheinlich in der Tonne. Es geht hier aber nicht um ein MVP, sondern um ein Gefühl für das Produkt. Empfehlung: Ein Click-Dummy-Prototype. Keine Software-Entwicklung, stattdessen wird das Interface des Produkts aufgezeichnet und in Schritt 5 …
Schritt 5: Mehr Testen
… ausprobiert. Hier interagieren potentielle Nutzende mit dem Click-Dummy. Entweder auf Papier und sie sagen, worauf sie klicken würden, oder mit Design-Apps wie Marvel oder invision. Das Beste daran: Fehler sind so günstiger, weil noch nicht tausende Euro an Entwicklungsarbeit im Produkt stecken.
Schritt 6: Team-Findung
Alle — außer alles könnende, moderne Leonardo da Vincis — brauchen ein Team mit Skills in Sachen Business, Design, Marketing, Development und Dev-Ops. Wichtig dabei ist, auf die Expertise der Menschen zu hören und nicht nur Leute an Bord zu holen, die so denken und so aussehen wie man selbst. Diverse Teams sind kompetenter, sehen mehr und arbeiten besser.
Schritt 7: Finanzierung
Jetzt geht es ums Geld. Irgendwie soll ja alles finanziert werden. In Österreich funktioniert das zum Beispiel in Inkubatoren, beim Austria Wirtschaftsservice oder bei der FFG. Auch das kostet Kraft und Energie. Aber vielleicht ermöglicht es einem ja auch einen Traum.
Schritt 8: Die Entwicklung
Jetzt fehlt “nur noch” die Entwicklung. Dafür gibt es zwar keine One-Size-Fits-All-Lösung, aber zumindest ein paar Tipps: Auf Open Source zu setzen für bewährte Lösungen, die einen aber nicht an einen Anbieter koppeln. Shared Code für alle Plattformen zu verwenden, für reduzierten Entwicklungs- und Maintenance-Aufwand. Quality Assurance und automatische Tests auszubauen, damit das Produkt so gut wie möglich wird.
Und noch ein letzter Tipp: Man muss nicht jedem Trend nachlaufen. Oft reicht es, auf den guten alten Hausverstand zu hören.
Verfasser: Christian Haintz; Co-Founder und CTO von Carrot & Company

